Absurdes.
RADIKALE RECHTE IN BAYERN - EINE NEUE DIMENSION
Am 13. Juni 2015 im Topic 'Gesellschaftliches'
"Festival contre le racisme" an der Universität Regensburg: Gespickt von bitter-trockener Ironie informierte Robert Andreasch vom a.i.d.a. e.V. München gestern nachhaltig über die Entwicklung der rechtsextremistischen Szene in Bayern. Nach anfangs holpriger, rhetorischer Eingewöhnungsphase, stellte er dem aufmerksam lauschenden Publikum, bestehend aus einer kleinen Gruppe junger, politisch interessierter Menschen, verschiedene, dem rechten Rand zuzuordnende Gruppierungen aus Bayern vor. Andreasch zeigte auf, was sie alle in ihrer momentanen Entwicklung gemeinsam haben: das schamlose Ausnutzen derzeit verstärkt auftretender rassistischer, ausländerfeindlicher Grundstimmungen in der bayrischen Bevölkerung. Gleich zu Beginn seines Vortrags fliegen erschreckende Zahlen über die Projektionsleinwand: 76% der bayrischen Bevölkerung stimmt rassistischen, speziell gegen Asylbewerber gerichteten Aussagen zu. Zum Vergleich: Noch vor 8 Jahren waren es lediglich 23%. Diesen immens wachsenden Zuspruch von der breiten Masse genießen die rechten Gruppierungen hauptsächlich, wenn es um die Diskriminierung von Muslimen, Sinti und Roma und Asylsuchenden geht, während antisemitische Haltungen tendenziell abnehmen. Diese Ressentiments, geschürt durch die lokal- und globalpolitischen Entwicklungen der letzten Jahre, bieten eine perfekte Voraussetzung für die Rechten, ihre offensichtlich rassistische und erschreckend nah am Nationalsozialismus angelehnte Ideologie zu verbreiten. Angefangen mit der Kritik, die die Union an der Einwanderung von Osteuropäern im Jahr 2014 übte und tausenden Einwanderern unterstellte, ihre einzige Motivation sei es, dem Sozialstaat auf der Tasche zu liegen, über die unbegreifliche Resonanz, die Pegida im Frühjahr 2015 erhielt bis hin zur hitzigen Diskussion um Europas Aufgaben in der "Flüchtlingsdebatte". All diese Themen ermöglichen es den Rechten in Bayern eine neue Dimension der Mobilisierung zu erreichen. Während man sich vor einigen Jahren noch mit der Äußerung rechtsextremen Gedankenguts zurückhalten musste, aus Angst sein soziales Ansehen zu gefährden, bleibt es für den "einfachen Bürger" mittlerweile folgenlos, sich einer Demonstration rechter Gruppen anzuschließen. Und diese Demonstrationen werden immer häufiger und breitflächiger organisiert. Spätestens seit Pegida wundert sich keiner mehr über Märsche im Sinne rassistischer Ideologie, die weit über die Tausendermarke hinausgehen. Genau dieser Meilenstein, den die patriotischen Europäer gesetzt haben, birgt laut Andreasch große Gefahren. Denn man könne sich freuen, wenn eine Demonstration Rechter "lediglich" zweitausend Anhänger finde, oder, dass solche Aufmärsche "nur" jeden zweiten Montag stattfänden und nicht häufiger. Die Gesellschaft wird also desensibilisiert, wenn es um die rasend schnelle Verbreitung rechter Ideologie geht. Einen nicht allzu kleinen Beitrag zu dieser Entwicklung leisten die sozialen Netzwerke, allen voran Facebook. Dort ist es offenbar möglich, ohne auch nur einen skeptischen Kommentar, einer breitgefächerten Community stolz seinen mit Hitlerportrait, Hakenkreuz und Co. tätowierten Oberkörper zu präsentieren. Ähnlich wenig Widerstand erfahren zutiefst nazistische, menschenverachtende Kommentare zu Asylbewerbern, Migranten oder gar Politikern. Als weitere potenzielle Anhängergruppe sehen die Rechten auch zuvor unpolitische Rockerbanden und Hooligans. Diese, oft gewaltbereiten, Banden stellen eine Zielscheibe für die Propaganda der Rechten dar, da sie besonders mit populistischen Themen, wie Antifeminismus und Homophobie zu locken sind. Diese Themen werden, neben dem Rassismus, häufig von Rechten genutzt, um ein möglichst breites Spektrum an Menschen für die eigene Ideologie zu gewinnen. Es ist wichtig, sich dieser Techniken bewusst zu sein, denn nur ein Problem, das erkannt und ernst genommen wird, dann tatsächlich auch gelöst werden. Es bleibt die Frage, wie sich die Haltung der Bevölkerung nun entwickeln wird.
Das einzige gute an rechten Gruppen, so Andreasch etwas zynisch, sei es, dass sie sich auf Dauer selbst im Weg stehen und zerstreiten, doch allein darauf, solle man sich im Zweifel lieber nicht verlassen.

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